In der Fotografie gibt es Aufträge, die über das rein Handwerkliche hinausgehen und einen direkten Blick in die Geschichte ermöglichen. Kürzlich wurde ich beauftragt, einen außergewöhnlichen Wappenkalender aus dem Jahr 1700 zu fotografieren. Dieses seltene Dokument, ein auf Leinwand gedruckter Kupferstich des Fürstbistums Würzburg, stellte eine spannende Herausforderung dar – sowohl technisch als auch inhaltlich.
Der Auftrag: Ein historisches Dokument sichtbar machen
Der Wappenkalender misst beeindruckende 33 cm in der Breite und 122 cm in der Höhe. Er ist hinter Glas gerahmt und mit einem schmalen Passepartout versehen, was ihn schützt, jedoch gewisse fotografische Herausforderungen mit sich brachte. Der Auftraggeber benötigte Aufnahmen, die sowohl die Gesamtheit des Kalenders als auch Details der feinen Frakturschrift und Wappengrafiken erfassen. Ziel war es, die Bilder in einer Fachzeitschrift für Heraldik zu veröffentlichen.
Heraldik – die Kunst und Wissenschaft der Wappenkunde – beschäftigt sich mit der Gestaltung, Interpretation und Geschichte von Wappen. Diese mittelalterliche Disziplin war einst zentral für die Identifikation von Familien, Territorien und Institutionen. Wappen dienten als „visuelle Signaturen“ und waren gleichzeitig ein Ausdruck von Macht, Status und Identität.

Fotografische Umsetzung: Präzision und Know-how gefragt
Die fotografische Abbildung eines solchen Kunstwerks erfordert spezialisierte Technik und Erfahrung. Dank meiner Nikon D850 mit ihrem hochauflösenden Sensor und einer präzisen Studiobeleuchtung konnte ich Reflexionen auf dem Glas minimieren und die feinen Details des Drucks herausarbeiten. So war es möglich, selbst kleinste Strukturen und Schriften klar darzustellen.
Besonders anspruchsvoll war die alte Drucktechnik des Kalenders. Kupferstichdrucke wie dieser wurden im 18. Jahrhundert in Handarbeit gefertigt. Die Technik führte oft zu winzigen Klecksen und Unregelmäßigkeiten, die beim Druck entstanden. Diese Limitierungen der damaligen Technik forderten höchste Präzision bei der Aufnahme, um die historische Authentizität des Kalenders zu bewahren

Der Wappenkalender entschlüsselt: Ein Blick in die Vergangenheit
Beim genaueren Betrachten des Kalenders erschließen sich spannende historische Details. In der Kopfzeile sind prächtige Wappen zu sehen, die die Machtstruktur und den Einfluss des Fürstbistums Würzburg widerspiegeln. Das zentrale Wappen zeigt das Hochstift Würzburg, flankiert von den Wappen einflussreicher Adelsfamilien und kirchlicher Würdenträger. Jedes Wappen erzählt eine eigene Geschichte und weist auf die politischen und sozialen Verbindungen der damaligen Zeit hin.
Interessant ist auch die Organisation des Kalenders: Die Monate sind in feinster Frakturschrift dargestellt, einer Schriftart, die im deutschen Sprachraum vom 16. bis ins 19. Jahrhundert vorherrschend war. Neben den Kalendertagen sind Feiertage, Namenstage und kirchliche Festtage detailliert aufgeführt. Besonders markant sind die hervorgehobenen „Hohen Feiertage“, die damals das kirchliche Leben prägten.
Ein weiteres spannendes Detail ist die Verwendung von Symbolen und Ornamenten in den Rändern des Kalenders. Diese sind nicht nur dekorativ, sondern tragen ebenfalls zur Botschaft des Dokuments bei. Sie symbolisieren Tugenden, Heiligensymbole und kirchliche Ämter, was typisch für die Darstellung kirchlicher Macht im Barock war.

Fazit: Kunst und Geschichte vereint in einem Bild
Die fotografische Arbeit an diesem Wappenkalender war nicht nur eine technische Aufgabe, sondern auch eine Reise in die Vergangenheit. Jeder Blick durch die Linse offenbarte neue Details und Geschichten. Durch die Kombination von modernster Fototechnik und historischem Wissen konnte ich die Einzigartigkeit dieses Kunstwerks authentisch einfangen.
Für alle, die ähnliche Schätze besitzen – sei es ein antikes Dokument, eine Landkarte oder ein Kunstwerk – biete ich meine Expertise an, um diese Zeitzeugen fotografisch zu bewahren. Ob für private Zwecke, Ausstellungen oder Veröffentlichungen: Präzision und Leidenschaft für Details sind meine obersten Prinzipien.

Haben Sie Fragen zu einem eigenen Projekt oder möchten Sie mehr über die Möglichkeiten historischer Dokumentenfotografie erfahren? Ich freue mich auf Ihre Nachricht!
Ihre
Annette Stier
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